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Rezension - Periode ist Politisch

 
Autor*in: Franka Frei
Titel: Periode ist Politisch - Ein Manifest gegen das Menstruationstabu
Seiten: 256
Erschienen: 02. März 2020
Inhalt:
Was haben eine deutsche Hausfrau, die dänische Kronprinzessin und eine indonesische Fabrikarbeiterin gemeinsam? Sie menstruieren. Zumindest potenziell, denn sie gehören zu jenem Teil der Weltbevölkerung, der einen Zyklus hat. Die sagenumwobene Menstruation, Periode, Erdbeerwoche oder der Besuch von Tante Rosa machen weder Halt vor Herkunft noch vor Religion oder Klasse. Die Menstruation ist eine faszinierende Körperfunktion, dennoch gilt sie häufig als Tabu, was weitreichende Konsequenzen für die Umwelt, Wirtschaft und Geschlechtergleichstellung hat. Also ab in die Tonne mit dem Tabu! Franka Frei zeigt, wie das Menstruationstabu großen Schaden anrichtet, und dass es höchste Zeit ist, etwas dagegen zu tun. Random House

Werbung, Rezensionsexemplar

Meinung:
Warst du ab dem Moment überfordert, als du deine erste Periode bekamst und hast du dich geschämt? Wusstest du überhaupt was da mit dir passiert, oder dachtest du, dass du tot krank bist und nun sterben musst? 
Als ich meine Periode mit elf Jahren bekommen habe, habe ich erst vierundzwanzig Stunden später mit meiner Mutter versucht zu sprechen, da ich dachte, dass ich mir vielleicht weh getan habe und es schon gleich aufhört... Mit Toilettenpapier in der Unterwäsche habe ich mich den ganzen Tag im Bett verkrochen und wollte mit niemanden sprechen, bis meine Mutter mich gefragt hat, was denn los sei... Doch statt vorsichtig an die Sache heran zu gehen, hat meine Mutter mich angeschrien und mir eine ultra große und dicke Binde gegeben, von sich von vor zuletzt ca 7 Jahren (meine Mutter war krebskrank und hat somit keine Menstruation bekommen). Ich war total aufgelöst und mir wurde noch immer nicht erklärt, was denn gerade mit mir passiert, das habe ich dann erst von Schulfreundinnen erfahren, da das bei uns weder zu Hause noch in der Schule thematisiert wurde. Ich würde es definitiv anders machen, als meine Mutter.
Doch auch in der Schule und zwischen Freunden war es ein Thema, was eher unangenehm war, ich hingegen bin total offen und sage auch auf der Arbeit, dass ich meine Periode habe und deswegen schmerzen und eher gehen möchte.. wobei ich da auch schon von meinen Arbeitgeber auf Unverständnis trat, da ich doch nicht so viel Geschlechtsverkehr haben soll, dann habe ich auch keine Unterleibschmerzen. So viel zum Thema Verständnis.  

"Weltweit menstruieren rund 300 bis 800 Millionen Menschen. Alleine in diesem Moment. Sie tun dies heimlich, oft mit Selbstzweifeln und Angst, und zu großen Teilen ohne wirklich zu wissen, was dies genau bedeutet, weil sie gelernt haben, sich dafür zu schämen." - Seite 15

Es fing alles mit ein paar Zeilen 2018 auf Facebook an, die wir zu beginn auch lesen dürfen, wodurch für Sie eine Welle losgerissen wurde. Sie reiste zwölf Monate durch Pakistan, Indien, Bangladesch und Nepal und hat viele Erlebnisse und Erfahrungen erst einmal realisieren müssen, auf dem Weg zurück nach Hause, dass Sie das Buch geschrieben hat, war meiner Meinung nach, die richtige Entscheidung! Sie schrieb Ihre Bachlorarbeit über das Thema Menstruation, sogar die Universität legte Ihr dabei Steine in den Weg.

Franka Frei spricht genau das an. Dass wir zu wenig wissen, kein Verständnis von Nicht-Menstruierende bekommen und einfach mit einem Tabu leben müssen. 
Niemals hätte ich gedacht, dass es in Ländern wie zB Pakistan, Nepal und in Indien wirklich so ist, dass du zu dieser Zeit als unrein und nur einen Menstruationslappen bekommst und das Thema tot geschwiegen wird, du zB nicht Kochen, verschiedene Dinge und Tiere nicht berühren darfst und draußen schlafen musst, zB in so genannten Menstruationshütten - für mich unbegreiflich. Doch nicht nur in "Entwicklungsländern" läuft im Thema Menstruation etwas Falsch, auch hier in Deutschland ist noch vieles nicht so wie es sein soll.. 
Doch genau das alles hat Franka Frei sich von Frauen vor Ort angehört und Reiste von Ort zu Ort um sich die Situationen vor Ort anzusehen und traf dort verschiedene Frauen, die sich für die Aufklärung einsetzt und wie wichtig es ist, Hygenisch mit der Menstruation umzugehen. Sie lernte diese Frauen durch Ihren Facebook Post kennen und entschied eher spontan einfach ein Visum zu beantragen und sich die Mythen und verschiedensten Bräuche vor Ort anzusehen, und räumte vor allem die Mythen im Buch auf.
Einige Dinge haben mich total verblüfft und waren für mich neuland, zB seit wann es Binden, Tampons und Menstruationstassen gibt - die erste Einmalbinde wurde 1926 in Deutschland Patentiert und der erste Tampon 1950 erstmals in Deutschland auf dem Markt! Ich war echt baff.

Franka erzählt Ihre Erlebnisse aber auch Erfahrungen ganz suverän und wir können es super lesen und verfolgen, sodass wir die ca 250 Seiten super schnell ausgelesen haben. Sie ist locker, hat spitze Kommentare und spart nicht an Sarkasmus und Ironie, verteilt goldene Erdbeeren an jene die kein Verständnis haben und dafür sind, dass dies ein Tabuthema ist, sowie Ekelhaft, als Beispiel die Marke Always und o.b. und Donald Trump mit seinen unnötigen Kommentaren und Meinungen. 
Klasse fand ich, dass Franka nicht nur von Mädchen und Frauen spricht, sondern von Menstruierende! Sie schreibt mit Wut, Ihren Erfahrungen, Gedanken und ihren Zielen, womit sie für viele Frauen aus der Seele spricht, auch aus meiner.

Als damals die Petition für die Senkung der Mehrwertsteuern auf Menstruationsartikeln kam, habe auch ich unterschrieben und meine Familie darauf auch angesprochen habe, dass die es auch tun. Seit dem 01.01.2020 sind die Steuern von 19% auf "nur" 7% gesunken, doch der kampf hört nicht auf. Franka ist für eine enttabuisierung der Menstruation in den Medien, mit dem besten Beispiel der blaue, sterilen Flüssigkeit, die auf der Binde geträufelt wird, in der Werbung bei der Marke Always. Ich konnte nur zustimmen und habe meinen Partner gefragt, was die sich wohl dabei denken - es wäre zB beim essen oder für Kinder ekelig. Aber ein Aufgeschlagenes Knie bei der Pflasterwerbung ist okay? Ist Blut nicht Blut? Aber auch eine bessere Aufklärung in Schulen spricht Franka Frei an, sowie umweltbewussteren Umgang mit den Produkten und höhere Akzeptanz bei zB Schmerzen während der Menstruation. 

Fazit:
Ich finde das Buch unglaublich wichtig, Franka hat einfach alles angesprochen und ich würde mir wünschen, dass das Buch auch nicht Menstruierende in die Hand nehmen und lesen! Mir hat das Buch vieles näher gebracht, auch auf alternativen werde ich umsteigen, da ich mich um ehrlich zu sein nun etwas vor meinen Slipeinlagen und Tampons ekle.. Schon lange habe ich einen Blick auf die Alternative von The Female Company geworfen, leider vermute ich, dass eine Menstruationstasse nichts für mich ist.. Jede* Menstruierende* sollte sich darum Gedanken machen..
5 von 5❤

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